Mit Helene Wörter ins Reich der Honigbienen schwirren...

„Jetzt hu i wieder mehr für mi Zeit“, dachte sich Helene Wörter aus St. Ulrich am schönen Pillersee vor 18 Jahren, nachdem ihre drei Sprösslinge von daheim ausgeschwärmt sind. „Und i hab oiwei scho im Hinterstübei g’habt, i muass a bissl landwirtschaftsmäßig eppas toa“ erzählt die heute 58jährige. „Weil mir Blumen, Viecher und die ganzen Zusammenhänge oiwei scho taugt haben“.
Dann pachtete ihr Mann Kaspar ein kleines Feld. „Eigentlich g’hörn da Bienen her! Und a Honig wär a nit schlecht“, sagte die Frau zum Manne. Und so fing die Nuaracher Tochter einer Hausfrau und eines Holzknechts mit 40 zu Imkern an.

Helene und Kaspar Wörter mit "Biene Maja" und "Willi"© Kerstin Joensson
Helene und Kaspar Wörter mit "Biene Maja" und "Willi"

Solange es Bienen gibt, ist die Natur intakt
Kaspar riet ihr, beim alten Imker Bernhard zu schauen, wie das mit den Bienen läuft. Helene hat bereits in vielen Büchern „a bissl einistudiert in die Insekten“. Vor allem fasziniert sie die Bedeutung dieser Tiere für die Natur. „Solang es Bienen gibt, ist die Natur intakt“, weiß die Imkerin. „Und dann geht’s uns a guat“. Schon Albert Einstein sagte: „Wenn die Biene einmal von der Erde verschwindet, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben. Keine Bienen mehr, keine Bestäubung mehr, keine Pflanzen mehr, keine Tiere mehr, kein Mensch mehr“. Seit dieser Erkenntnis will Helene ihren Beitrag leisten, „die Bienen gesund zu halten“.
Was ein Mensch tut, zeigt wer er ist – nicht was er sagt. „Selber a bissl was toa!“ Bei Bernhard zieht sie schon der Geruch des Bienenhauses in den Bann. Der Alte, dem oft eine Biene im Bart hängt, lässt Helene ins Bienenkastl schauen, weiht sie in seine Geheimnisse ein. „Er is ein Fuchs g’wen mit die Bienen“. Helene entflammt völlig, kauft sich zwei Bienenstöcke, und Bernhard hilft ihr solang er lebt. „Königinnen umlarven, hab i mit eam können“. Da werden junge Larven aus befruchteten Eiern aus der Brutwabe in künstliche Weiselzäpfchen, kleine Becher aus Wachs, umgelagert. So entsteht eine leistungsstarke Königin, die Basis einer guten Bienenzucht. Viel lernt Helene auch in Kursen sowie ihrer Ausbildung zur Bienen-Facharbeiterin. Und als sie ein kleines Feld mit Stall kaufen können, „hamma uns a kloane Landwirtschaft aufgebaut“, mit Hühnern, Schafen und den Bienen.
Kaspar teilt die Tierfreude mit ihr und beide haben Funktionen im Bienen- und Schafzuchtverein. Was Helene an den Hautflüglern so taugt: „Die Biene is no a wildes Viech, lasst sich nicht wie eine Katze oder ein Hund abrichten“. Es lässt sich mit den stacheligen Summsern auch keine persönliche Beziehung aufbauen, „Weil sie sich ja alle 6 Wochen erneuern“.
Wenn die Bienen im Frühjahr von den Reinigungsflügen mit Nektar und Pollen heimkommen, „des is oafach schee zum Anschau‘n“, und es beruhigt. Ihre Bienenstöcke hat Helene auf einem Fleck am See gepachtet. Nicht unweit befindet sich der Bienenlehrpfad, den Helene samt stacheligen Bewohnern betreut. Sie hat den Pfad geplant, mit Hilfe der Familie und des Vereins, dem die Realisierung mit Bürgermeister Kaspar Mettler und dem Bienenzuchtverein Pillersee gelang.

Helene mit Imkernachwuchs Matthias und Eva-Maria© Kerstin Joensson

Helene mit Imkernachwuchs Matthias und Eva-Maria

Der Wert der Biene für Natur und Leben
Helene führt Besucher, Kinder- und Schülergruppen ehrenamtlich entlang von 14 Schautafeln. Man erfährt von der Königin, den Arbeiterinnen und Drohnen, ihrer Anatomie, der Bedeutung von Nektar, Pollen und Apfelblüte. Im alten Bienenhaus, dessen Antransport per Helikopter Tochter Kathrin sponserte, sorgt der ausgestopfte Imker oft für eine Schrecksekunde. Im Museum hat Helene drei echte Bienenvölker einquartiert, die man beobachten kann. „Das Wichtigste ist, dass die Leut‘ erfahren, wie wertvoll Bienen für die Natur und das Leben sind“ – das zu vermitteln, ist Helenes Mission.

Auf Hochzeitsflug zu den Herren
Um die Biene vor dem Aussterben zu bewahren, ist die Zucht sehr wichtig. Dazu hat der Verein eine Belegstelle auf der Steinplatte, wohin man Königinnen bringt, damit sie sich von einigen Drohnen ausgesuchter Völker begatten lassen. Helene lässt auch ab und an eine „Unbegattete“ zu den Drohnensammelplätzen schwirren. „Wo die umgehen, hu i no nia dagneißt“. Nachdem die Königin das eine Mal im Leben auf ihrem Hochzeitsflug zu den Herren der Schöpfung gedüst ist, kehrt sie in den Stock zurück, legt ihre Eier und bleibt. Den Drohnen blüht ein härteres Schicksal. „Wenn die Königin begattet ist, stechen die Bienen die Mandln tot, jagen oder hungern sie aus“. Und weil Drohnen stachellos sind, können sie sich nicht wehren gegen das ‚starke Geschlecht‘. Die Königin legt auch Drohnen-Eier, um sich neue, spätere Begattungsopfer zu schaffen. „Des is a Wunder“, so Helene.

Aufg’huckt nach Fieberbrunn oder Kirchdorf
Und servierte sie, ehe sie Kaspar traf, auch Mannsbilder kaltherzig ab? „Da sag i liaber nix!“, lacht sie. „Aber schiach is nit zuag’angen“. War in Nurach einst auch schwierig, Drohnen zu treffen. „Samstag hat ma g‘fragt, ob ma aufhuck’n ku“, mitfahren zu Tanzlokalen in Fieberbrunn oder Kirchdorf. Bald aber trifft sie beim Schifahren den um 8 Jahre älteren Pharmaziestudenten Kaspar. „Und dann hat sich was entwickelt“. Helene wusste nicht, dass sie mir heute auch etwas aus ihrem Leben erzählen soll, „I hab mi nia so wichtig g’nommen“, sagt sie, und es ehrt sie. „Unser erstes Dirndl is no illegal g‘wen“, lacht sie herzerfrischend, dann wurde Hochzeit gefeiert, vor 36 Jahren. Ihr Hochzeitsflug führte Helene und Kaspar nach der Geburt ihrer Kathrin nach Florenz.
Ausgeflogen ist Helene auch einige Zeit nach Kärnten, wo Kaspar eine Apotheke pachten konnte. Keine leichte Zeit, und sie zieht ihre mittlerweile drei Kinder teils dort auf. Damit Kathrin in St. Johann aufs Gymnasium kann, zieht die Familie wieder heim. Zum Glück, denn „seit i das Landwirtschaftl hu, is des oafach mei Leben“. Honig macht Helene für die Familie, Freunde und Verwandte. „Er is ein richtiges Naturmittel, weil er 180 Bestandteile hat“, samt Propolis und Pollen. „Er passt genau für den Körper des Menschen. Deswegen is er so narrisch g’sund“. So isst Helene täglich ihr Butterbrot mit Honig. Auch Marmelade macht sie selbst, Speck von zwei Schweinen, die Eier sind von ihren Hühnern, „Und für die Manderleit gibt’s a diam a Lammbratei“. Kochen tut sie für die Familie liebend gern mit Kathrin, die vor drei Jahren vom Papa die Johannes Apotheke in St. Johann übernahm. „Zwei Tage kocht sie, zwei Tage ich, und am Freitag koch ma miteinander“. Eine perfekte Einteilung.


Mit Seppei und Peter vom Bienenzuchtverein© Kerstin Joensson
Mit Seppei und Peter vom Bienenzuchtverein

Eine Biene lebt für die andere
Die haben auch Helenes Stachelfreunde. Im Winter ziehen sie sich zu einer ‚Wintertraube‘ zusammen und halten sich durch Vibrieren warm. „Im Kern hat es dann 24 Grad, da wo sich die Königin aufhaltet. Da lebt oans für des andere“. Alles ist genau eingeteilt: „Die Biene schlüpft, dann muss sie putzen und auf die Brut aufpassen, bis sie zum Nahrung sammeln ausfliegt, um den Nachwuchs damit zu füttern“. Helene zaubert beim intakten Kreislauf der Natur gern mit. „Im Stall leg ich den Bienen einen Immengarten an, in dem Jungvölker überwintern können. Und i setz nur no Pflanzen, die für die Bienen wichtig sind“. Melissenarten z.B., oder Sonnenblumen.

Und haben Bienen Charakteristika wie Menschen? Helene erzählt, sie hatte mal eine böse Königin. „Wenn du da vom Auto ausgestiegen bist, ham sie dich scho g’habt“. Die Chefin hatte keine gute Abstammung. „Eine Z’‘ritte“, und dann ist auch das ganze Volk böse. In so einem Fall wird das Biest durch eine Sanftmütige ersetzt, „und binnen 3 Wochen is der Spuk vorbei“. Bienen sind auch wetterfühlig. „Wenn’s umschlagt, hör i scho am Ton, dass sie grantig sind. Da surmen sie schon“. Doch meist sind sie friedlich. Allergisch sind sie gegen Haarspray, eine Alkoholfahne, Lärm, Hektik oder gegen ein Malheur. „Einmal bin i g’stolpert, mir is die Kiste owigfall’n, da ham’s mi scho a bissl g’habt“. Bienenstiche zuhauf, leider nicht die aus der Konditorei. Wobei der Giftstachel ein Wehrstachel ist, den die Biene nur im äußersten Notfall einsetzt. „Weil sie ja eingeht, wenn sie einen Menschen sticht“.

Matthias und Eva-Maria mit Schwarznasenschaf© Kerstin Joensson
Matthias und Eva-Maria mit Schwarznasenschaf

„Bienen und Schaf, leg di nieder und schlaf“,
sagten früher die Kuhbauern, weil man mit denen wenig Arbeit hat. „Stimmt nit“, sagt Helene, die immer schon einige Schafe wollte. Als Kaspar das kleine Feld erwirbt, ist es soweit. In Innsbruck sieht sie Schwarznasen, sagt: „Solche oder koane“, und so besitzen sie heute 40 Stück der ‚spezigen‘ alten Waliser-Rasse.

Als ihre Kinder ausgebüxt sind, hatte Helene viel Zeit. „Dann sind aber der Reih nach die Enkei kemmen, und etz is schiaga manchmal wieder z’viel alles z’sam“. Doch die Familie hilft zusammen. Der 8-jährige Matthias geht schon zu den Bienen mit. „Und die Kloane wollt’ a glei an Imkeranzug“, die 5-jährige Eva-Maria! Als im Kindergarten mal gefragt wurde, was Drohnen sind, „sagte sie: ‚Die Männer!“, lacht Helene stolz. Die Kinder sollen mit den Tieren großwerden. „Die Enkerl sind mit der Tragtasche im Schafistall g’wen“, so düst auch der 2-jährige Jakob längst durch die Schafherde, als wäre es nichts. „Stall-Luft is g‘sund!“

Wenn es auch bei den Imkern Zuwachs gibt, egal ob jung oder alt, freut sich Helene ebenso. „Wir ham jetzt a zwoa Mander im Verein dazuakriegt, die erst mit 50 ang’fangen haben, die finden es total bärig“. Als kleines Hobby ist es etwas zu zeitaufwendig, aber „es ist a sinnvolle Freizeitgestaltung!“ Und ihr, liebe LeserInnen? Wer von euch hat nun Lust aufs Imkern bekommen? Dann mach es wie Helene! Auf geht’s! Und … nur no kuschz die Welt retten!

TEXT: EDUARD EHRLICH / FOTOS: KERSTIN JOENSSON
ERSCHEINUNGSTERMIN: Mai 2016

Eduard Ehrlich

Eduard Ehrlich

"G'schichtlschupfer", Drehbuchautor, Mit-Herausgeber und Autor des Printmagazins 'Bei ins dahoam‘. Mehr Details

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johann schauberger

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von kind auf bin ich bienenfreund aber vor allem ein honigfreund gewesen, obwohl in meine leben 1000 verabreichte impfunen von ihnen nicht ausreichen. aber ich habe eine andere spinate wahre gschicht die mit bienen aber nichts zu tun haben.1944 ist bei uns ein bach ausgetrocknet und ess wahr für uns kinder eine freude im bachschlam barfuss zu waten.ich wahr 7 jahre und habe mir dabei mit einer im schlamm verborgenen glasscherbe den halben fersenballen abgetrennt.furchtbare blutung ,weit und breit kein arzt der sie mir hätte annähen können.ich währe verblutet und hätte st. johann und das schöne tirolerland nie kennen und lieben gelernt.aber eine alte nachbarin hat rat gewusst die rettung war die spinne.mit spinnweben die ess im stall und im heustadel überall in mengen gab haben meine eltern den fuss dick umwickelt und die ferse ist ohne entzündung innerhalb von ein paar wochen wieder verheilt.ich habe nie mehr im leben eine spinne oder deren netz beschädigt auch wenn mich vor ein paar jahren beim fischen eine dornspinne gebissen hatt ,was sehr schmerzhaft war.jetzt höre ich aber mit meinen erlebnissen auf .sonst haltet ihr mich noch für einen tramschwatzer, euer ehemaliger mitbewohner hans.

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