Von der Haag Alm-Runde auf das Feldalphorn

Bike & Hike Tour

Mein Mitbewohner hatte an diesem Morgen die ultimative Motivationsformel parat: „Des packst schon, Lauser, schen's Wetter is“. Es ist nämlich schon eine Weile her, als ich das letzte Mal auf einem Mountainbike saß, geschweige denn, einen Gipfel erklommen habe. Nun ist es endlich wieder so weit. Kaiserwetter, ein frisch-serviciertes Mountainbike und der innerliche Drang nach Natur und Bergluft.

Bike and Hike Feldalphorn© David Assinger

Heute habe ich mir einiges vorgenommen: Von Hopfgarten geht es auf dem Bike über die Haag Alm zur Trockenbachalm, fast 1.000 Höhenmeter über Asphalt und Schotter. Von dort aus muss ich noch weitere 400 Höhenmeter zu Fuß auf den Gipfel des Feldalphorns zurücklegen. Ein wunderschöner Gipfel mit einem prächtigen Gipfelkreuz, dass ich bereits im Winter bei der ein oder anderen Skitour kennenlernen durfte.

Bike&Hike Checkliste

  • Bike-Check (Reifen, Bremsen, Schaltung, Gabel, Dämpfer)
  • MTB-Schuhe (ohne Clips – dienen auch als Wanderschuhe)
  • Ggf. Wanderschuhe (falls Radschuhe mit Clips)
  • MTB-Hose mit Einlage
  • Trikot + Trikot zum Wechseln
  • Regenjacke
  • Helm
  • Sonnenbrille
  • Knieschützer
  • Handschuhe
  • Multitool, Ersatzschlauch, Reifenheber, Mini-Luftpumpe
  • Ausreichend Flüssigkeit (Wasser + Iso)
  • Müsliriegel
  • Geld
  • Handy mit vollem Akku
  • Sonnencreme
  • Karte oder App für die Navigation
  • Erste-Hilfe-Kit

Warum nicht einfach mit der Bahn nach Hopfgarten?

Das Thema der umweltfreundlichen Anreise ist mir seit geraumer Zeit ein großes Anliegen. Mittlerweile wird es vom Land Tirol und den Tourismusverbänden mit dem Tiroler Weg unterstützt. Das gefällt mir.

"Inzwischen nutze ich die öffentlichen Verkehrsmittel viel öfter. Dies zieht sich auch bis in die Berge und Täler. Wo ich früher viel auf das Auto umgestiegen bin, nutze ich mittlerweile häufiger die Möglichkeit mit beispielsweise Bus und Bahn anzureisen."David Assinger

Manche Region bieten, wie die Ferienregion Hohe Salve in den Kitzbüheler Alpen, eine fast gleich gemütliche Alternative zum Auto, was ich sehr zu schätzen gelernt habe. Mein Motorbetriebenes-Zweiachsengerät lasse ich ehrlich gesagt trotzdem nicht immer stehen. Jedoch reduziert sich der Nutzen dafür immer häufiger, wenn es, wie in diesem Fall ein alternatives Angebot gibt.

Zum vom Urlaubsverkehr geplagten Highway to Holiday aka Inntalautobahn A12 ist die Bahn sowieso die weit bessere Alternative: Mit dem Cityjet-Express geht es von Innsbruck in ca. 35 Minuten nach Wörgl, von dort steige ich in die S-Bahn Richtung Hochfilzen, mit der ich nach nur zwei Zwischenhalten um 8:30 Uhr in Hopfgarten direkt bei der Bahnstation Hopfgarten Berglift ankomme. Die Station Berglift heißt deshalb so, weil die Gondelbahn der SkiWelt Hopfgarten Itter rauf auf die Hohe Salve in Sichtweite von 200m liegt. Nahezu einzigartig, soweit ich weiß. Zusammengefasst hatte ich 50 Minuten Gesamtreisezeit. Schneller als mit dem Auto.

Ich persönlich besitze das Klimaticket der ÖBB, was mir eine ganzjährige Nutzung aller Öffis in Österreich ermöglicht. Für Gästekarten-Besitzer der Region ist die Bahnfahrt ebenfalls inkludiert. Das ist natürlich auch super, weil man das ersparte Geld stattdessen in eine gute Tiroler Jause investieren kann. Wichtig ist, dass man dabei nur mit Regionalzügen wie S-Bahn, CJX und REX fährt, da hier im Gegensatz zu Fernzügen, keine Reservierung nötig ist.

Bike and Hike Feldalphorn© David Assinger

In der Mitte ist die Hohe Salve zu sehen.

Vom Dorf auf die Alm & wieder hinunter

Motiviert steige ich auf mein Rad und gehe auf meinem Handy die Route durch. Dabei überkommt mich plötzlich ein kratzendes Durstgefühl, ohne auch nur einen Meter zurückgelegt zu haben. Muss das jetzt sein? Ja, sagt mein Körper, der mich gerne daran erinnert, wie wichtig eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr schon vor einer Bergtour ist.

Bike and Hike Feldalphorn© David Assinger
Pefekte Beschilderung für meine Tour

Die ersten Höhenmeter ziehen sich über Asphalt durch ein weit verstreutes Wohngebiet, welches eigentlich nur von ein paar Einheimischen mit dem Auto gekreuzt wird. Öfters habe ich das Gefühl, mich verfahren zu haben. Erst als ich schon etwas weiter oben bin, fällt mir auf, dass der Weg perfekt ausgeschildert ist. Also kein Grund zur Unsicherheit und ich folge einfach den Taferln, die auf die Haag Alm-Runde hinweisen.
Nach ca. einer Stunde geht es nun immer wieder bergab. Der Fahrtwind streift durch meine verschwitzten Haare unter dem Helm. Ein echter Segen, da die feuchte Hitze bereits am Vormittag voll zu attackieren beginnt. Nach einer kleinen Brücke beginnt nun der kurze schwierige Teil der Strecke. Sie führt mich auf Schotter steil bergauf. „Die dicken Stollen am Hinterrad schaffen das schon“, denke ich mir und verlagere meinen Schwerpunkt nach vorne, um einen ungewollten „Aufwärts-Wheelie“ zu verhindern.

Bike and Hike Feldalphorn© David Assinger
Selbstbedienung auf der Haag Alm - liebevoll gestaltet

Die Route bietet eine tolle Aussicht auf die Hohe Salve, das dahinterliegende Kaisergebirge und sogar das Steinerne Meer. Die Luft ist zwar schwül, aber dafür klar. Immer wieder drehe ich meinen Kopf von der Fahrbahn weg, um das weite Bergpanorama zu bewundern. Dies lässt mich die Hitze für kurze Zeit vergessen, ehe ich auf der Haag Alm ankomme.
Bis auf eine kleine Gruppe Cross-Country-Bikern, scheint niemand anderes hier zu sein. Eine wahre Seltenheit, bei so einem tollen Wetter. Vor dem Stall steht ein liebevoll hergerichtetes "Bankerl", daneben eine Kiste Bier im Brunnen. Der Selbstbedienungs-Rastplatz wirkt sehr einladend auf mich, aber noch habe ich mir kein Bier verdient!

Bike and Hike Feldalphorn
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
© David Assinger

Der Weg zum Gipfel

Von der Haag Alm geht es in einem kurzen Schotterwegstück weiter auf die bewirtete Trockenbachalm. Eine wunderschöne Hütte mit Käserei, die sehr einladend aussieht. Authentischer, als ich es erwartet habe. Ich lasse mein Rad versperrt auf der Alm – nun geht es zu Fuß weiter. Das ist auch der Moment, indem ich mich nach ca. 2 Stunden frage, warum ich eigentlich keine Wanderschuhe eingepackt habe. Nun kann ich’s nicht mehr ändern. Also runter vom Rad und mit den Mountainbike-Schuhen weiter.
Bereits am Wanderweg durch den Wald zeigt sich der Gipfel durch die Baumkronen. Viele kleine Quellen mit bestem Bergwasser kreuzen meinen Weg und führen runter ins Tal. Oberhalb der Baumgrenze komme ich auf einen flachen Grad, von dem es weiter auf den Gipfel geht. Jetzt macht sich auch langsam der Magen bemerkbar. So eine Runde kostet schließlich Energie.

Bike and Hike Feldalphorn© David Assinger

Die letzten paar Meter, des sonst eher gemütlichen Wanderweges, sind ziemlich steil, sodass es mir kurz den letzten Schweiß aus meinem Körper treibt. Die Anstrengung ist plötzlich vergessen, als ich leicht erschöpft auf dem 1.923 Meter hohen Gipfel ankomme, denn die Aussicht ist überwältigend. Das Panorama erstreckt sich vom Tauernhauptkamm bis ins Kaisergebirge. Ich habe es geschafft. Ich sehe zufrieden auf das eiserne Gipfelkreuz des Feldalphorns.

Ich nehme mir normalerweise ausreichend Zeit, um die Aussicht zu genießen – meinen Magen interessiert das jedoch weniger. Ich schreibe ins Gipfelbuch, ziehe mir ein frisches Trikot an beginne mit dem Abstieg zur Trockenbachalm, wo mein Bike steht. Wieder auf der Alm angekommen gehe ich nun zum kulinarischen Teil über, der bei keiner Bergtour fehlen darf. Ich habe großen Hunger und möchte mich durch die verschiedenen Käsesorten durchprobieren, deren Duft mir schon beim Aufstieg imponiert haben.

Bike and Hike Feldalphorn© David Assinger
Tiroler Jause auf der Trockenbachalm

Mein Hunger war anscheinend wortlos erkennbar. „Möchtest du die Jausenplatte für zwei Personen?“, fragt mich der Hüttenwirt. Die liebevoll zubereitete Tiroler Jause hat mir den Tag regelrecht versüßt und gibt mir genug Energie für den Rückweg runter ins Tal in die Kelchsau. Von dort geht es über die Hauptstraße und den Radweg zurück nach Hopfgarten zum Bahnhof.

Bike and Hike Feldalphorn
Das Gipfelkreuz in Sicht
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
Die urige und gemütliche Hütte Trockenbachalm
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
Ausblick mit Sicht auf die Hohe Salve
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
© David Assinger
Bike and Hike Feldalphorn
Gipfelkreuz Feldalphorn
© David Assinger

Fazit

Die richtige Tour für Leute, die hungrig nach weitläufigem Panorama sind und statt Menschenmassen lieber die Ruhe suchen. Man benötigt schon ein wenig Kondition, muss aber kein Athlet sein, um die Tour zu bewältigen. Wer es gemütlicher mag, kann die Route auch mit dem E-Bike erkunden. Aufgrund der Länge ist jedoch Wettersicherheit absolut notwendig, da es bei einem Wetterumschwung dauern kann, bis man wieder unten im Tal ist.

David

David

2016 hat es mich von Kärnten in meine Wahlheimat Tirol verschlagen, wo ich mein Studium mit Schwerpunkt Marketing aufnahm. Ich lebe momentan in Innsbruck, habe aber durch mein Studium einige Jahre in Kufstein gelebt. Das Tiroler Unterland ist also meine zweite Heimat. Hier lernte ich den vielfältigen Spirit der Kitzbüheler Alpen näher kennen – eine Region, die ich auch von Innsbruck aus oft besuche. Im Sommer lasse ich mit meinem Mountainbike den Fahrtwind durch die Haare gleiten und erklimme auch gerne den einen oder anderen Gipfel zufuß. Das Bergpanorama, die glasklaren Seen und die vielen Hütten geben mir immer das wohlige Gefühl zuhause zu sein. Im Winter erklimme ich die Gipfel auf meinen Tourenskiern, um anschließend meine feinen Spuren durch den Pulverschnee zu ziehen. Wenn es mal etwas schneller zugehen soll, carve ich auch gerne auf den Pisten von der Hohen Salve hinab. Mehr Details

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