Advent, Weihnachten und Tradition

Advent und Weihnachten bei mir daheim in Tirol

Es ist Anfang Dezember, draußen wird es bereits wieder früh dunkel, die ersten Eisblumen zieren die Fenster und man kann den Schnee förmlich riechen. Die Straßen und Häuser werden mit Lichterketten und Weihnachtsdekoration verziert und überall liegt der Geruch von Glühwein, Mandarinen und Lebkuchen in der Luft. Für mich bedeutet das, die stille Zeit im Jahr beginnt.

Trotz der kalten Monate wird mir persönlich im Advent immer wieder warm ums Herz. Ich freue mich heute zu berichten, wie das Weihnachtsfest bei mir daheim gefeiert wird und welche Bräuche und Traditionen im Advent in den Brixentaler Familien nicht fehlen dürfen.

Dekoration ist das halbe Leben

Jeder der mich kennt, weiß, dass ich ein absoluter Fan von Weihnachten bin. Ganz klar, dass bei mir ein typischer Adventkalender und ein traditioneller Adventkranz mit vier Kerzen zur Standard-Dekoration gehören und auf keinen Fall fehlen dürfen. Jeden Sonntag im Dezember wird eine Kerze angezündet. Niemals früher! 😊

Manche Leute machen das nämlich schon am Samstagabend, zünden vorher bereits mehrere Kerzen am Kranz an oder zünden die Kerzen abwechselnd an, damit sie schön gleichzeitig abbrennen. Das wäre für mich ein absolutes No-Go!

In der Weihnachtsbäckerei

Ich liebe Weihnachten, da es unter anderem die Zeit der Familie und Verwandten ist. So lädt meine Mama immer Ende November bzw. Anfang Dezember zum großen Keksebacken ein. Zusammen mit Mama, Oma und Schwester stehen dann drei Generationen hinter dem Herd und „woigln“ (wie das Teig ausrollen im Dialekt heißt) was das Zeug hält. Schließlich gilt es mind. 9 verschieden Kekssorten zu kreieren, die dann an die restlichen Familienmitglieder verteilt und zu Kaffee oder Tee genascht werden. Wie wahrscheinlich in jeder Familie, herrschen bei so viel Altersunterschied in der Küche manchmal auch kleinere Meinungsverschiedenheiten. Sobald aber der Generationenkonflikt „Oma’s Geheimrezepte vs. Thermomix Rezeptbuch“ geschlichtet ist, läuft die Produktion in unserer Weihnachtsbäckerei wieder wie am Schnürchen.

Krippe gut - alles gut

Das Heiligtum von meinem Papa ist seine selbstgemachte Krippe, die er vor ein paar Jahren im Krippenbaukurs gemacht hat. Ganz stolz wird sie immer zu Beginn des Advents aufgestellt. Die Holzfiguren Josef, Maria und das Jesu-Kindlein platziert er penibelst genau in der Mitte und natürlich dürfen Engel, Hirten, Ochse und weitere Tiere nicht fehlen. Der traditionelle Stern auf dem Krippenstall dient den Hirten als Wegweiser auf ihrem Weg zum Stall und am Dreikönigstag (06.01.2023) kommen dann noch die Heiligen Drei Könige dazu. In unserer Region gibt es natürlich die verschiedensten Krippen. Je nach Geschmack werden in den Tiroler Familien die unterschiedlichsten Arten aufgestellt. Die üblichsten sind aber sicherlich die orientalische oder die heimatliche Weihnachtskrippe. Am 07. Jänner wird sie dann wieder abgebaut und bis nächstes Jahr sicher verstaut.

Die Verwandten kommen...

Einmal in der Adventszeit treffen wir uns zur großen Familien-Weihnachtsfeier. Dieser Tag steht dann ganz im Zeichen von Speis und Trank 😊. Neben einzigartigen und außergewöhnlichen Weihnachtsoutfits mit denen wir uns gegenseitig messen, Kastanien, Glühwein und Adventjause, freuen wir uns auch alle auf die berühmte Bratapfelnachspeise die bereits zur jährlichen Tradition geworden ist. Ein absolutes Highlight, und der Grund warum ich die Familienweihnachtsfeier hier erwähne, ist ohne Zweifel der Besuch der sogenannten „Uklöpfler“. Denn was wäre die Adventszeit ohne besinnliche Musik?

„Das Anklöpfeln“ gehört zum Brauchtum in Tirol. Es sind Gruppen, die als Hirten verkleidet von Haus zu Haus unterwegs sind und Lieder passend zur Weihnachtszeit vortragen. Dies soll Besinnlichkeit vermitteln und ist definitiv ein Moment zum Innehalten. Die „Uklöpfler“ sammeln freiwillige Spenden für einen guten Zweck.

Lasst uns froh und munter sein..

Ich öffne das sechste Türchen am Adventkalender, ein netter Nikolaus aus Schokolade lächelt mir entgegen. Ganz genau, der 6. Dezember ist der Tag des Hl. Nikolaus. Er zieht samt Engelchen und Krampus von Haus zu Haus, um die kleinen Kinder zu besuchen, ihnen ihre guten Taten vorzutragen und ein kleines Präsent zu überreichen. Die Eltern organisieren den gemeinnützigen Besuch des Nikolauses im eigenen Haushalt und die Geschenke für die Kinder. Die freiwilligen Gaben an den Nikolaus und seine Helferlein werden ebenfalls für einen guten Zweck gespendet. In den Orten rund um die Region Hohe Salve finden auch jedes Jahr Nikolausabende und Adventmärkte mit hohem Besuch des Hl. Nikolaus statt. Kinderaugen leuchten, denn dort können sich die Kleinen ein Nikolaus-Säcklein, gefüllt mit Nüssen, Schokolade und Mandarinen, abholen.

Die schwarze Magie ...

Eine weitere Tradition bei uns, vorallem im Tiroler Unterland, ist das „Peaschtl- und Teufellaff'n“ Anfang Dezember. Vor allem am 05. und 06. Dezember. In der Regel sind es heutzutage örtliche Vereine, die die Kostüme selbst aus "Pratschen" (Blätter von Maiskolben) machen und die grauseligen Masken bei örtlichen Schnitzern kaufen. Aber was ist jetzt eigentlich eine Perchtenpass genau? 😈 👹
Man munkelt, dass die Perchtenpassen, so wie sie im Tiroler Unterland auftreten und aussehen, in den Orten Angerberg und Breitenbach entstanden sind. Ein Perchtenumzug ist dazu da, um böse Geister zu vertreiben - bzw. die Perchten vertreiben die bösen Geister. Auf jeden Fall ist der Perchtenlauf heute noch ein alter Brauch, der in vielen Gegenden bekannt war und sich in den Orten rund um die Hohe Salve erhalten blieb. Auf diesem Blog findet ihr mehr zu den Perchten und dessen Geschichte: Interview mit einem "Paeschtl".

Da Bilder aber meist mehr wie tausend Worte ausdrücken, habe ich euch ein Video hinzugefügt, welches den Brauch etwas näher veranschaulicht. Aber vorsicht, die Perchten und Teufel sind schaurige Gestalten! Und psssst.... wenn ich ehrlich bin, habe ich schon ein bisschen Respekt vor den unheimlichen Kreaturen. Jedoch macht es jedes Jahr aufs neue so viel Spaß!

Oh Tannenbaum, oh Tannenbaum

Der 24. Dezember rückt immer näher und die Vorfreude auf das „Christkindl“ steigt. Aber es gilt noch einiges vorzubereiten. Bei Familien mit kleinen Kindern wird meist einige Tage bevor das Christkind kommt, das Wohnzimmer zugesperrt und die Vorhänge zugezogen, damit in Ruhe der Baum geschmückt werden und das Christkind die Geschenke abliefern kann.

Heute ist es bei uns auch noch immer so, dass meine Eltern einen Tag vor Weihnachten den Christbaum alleine schmücken. Wir sind eine Landwirtfamilie und haben deshalb auch einen traditionellen „Bauern-Christbaum“ daheim. Im Gegensatz zu herkömmlichen Tannenbäumen, ist unserer geschmückt mit Strohsternen, roten Herzen und Äpfeln aus Holz. Limetta und Glitzer sucht man auf unserer Tanne vergebens! 😊

Am Heiligen Abend, also am 24. Dezember, ist es dann so weit. Ganz traditionell gibt es bei uns daheim (sowie bei vielen anderen Familien in Österreich) eine richtige Fleischsuppe mit Nudeln und Würstel zum Abendessen. „Was, ihr esst nur Nudelsuppe mit Würstel?“, bekommt man dann schon manchmal zu hören, aber es gibt eben kein großes Festmahl. Das Gericht soll an die Einfachheit und Bescheidenheit von früher erinnern und daran, dass es nicht allen Menschen auf der Welt gleich gut geht.

Nun habt ihr gelesen, wie ich die Advent- und Weihnachtszeit verbringe. Mit viel Tradition, Besinnlichkeit und Freude. Mich würde jedoch schon interessieren: Kennt ihr die Brauchtümer bei uns? Habt ihr dieselben Traditionen oder vielleicht sogar andere? Ich bin sehr gespannt, was ihr zu berichten habt! :-)

In diesem Sinne bedanke ich mich für's Lesen und wünsche auch euch und euren Familien ein frohes, besinnliches Weihnachtsfest, ein braves "Christkindl" und einen guten Rutsch in's neue Jahr 2023!

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Carina

30.11.2022 - 07:00

Hoamat – ist kein Ort, sondern mein Gefühl wenn ich am Gipfel eines Berges stehe und die atemberaubende Aussicht über die Kitzbüheler Alpen genieße. Das sind mein Ausgleich und mein Ruhepol. Ich liebe meine Heimat, sie immer wieder neu zu entdecken und die schönsten Plätze und außergewöhnlichsten Geschichten zu teilen. Mehr Details

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