Faszination Trailrunning

Ultra-Läufer Markus "Meex" Reich im Gespräch

Trailrunning boomt. Immer mehr Laufbegeisterte tauschen Asphalt- und Forststraßen gegen unbefestigte Wald- oder Gebirgswege ein und genießen ihre sportlichen Höchstleistungen in der Einsamkeit der Natur. Im PillerseeTal prägt Markus „Meex“ Reich die Sportart wie kein anderer. Wir haben den „Nuaracher“ getroffen und ihn gebeten, uns in die Welt des Trailrunnings einzuführen. Wie er Ultra-Läufe von über 100 Kilometer bewältigt und welche Tipps er für Neulinge auf Lager hat, verraten wir euch in diesem Beitrag.

Meex's Weg zum Laufsport

“Ich gehöre zu der Sorte Spätberufene mit exzessiver Vorgeschichte”, eröffnet Markus Reich, welcher den meisten unter „Meex“ bekannt ist, das Gespräch. Als Gitarrist in einer Heavy Metal Band gab der PillerseeTaler in seiner Jugend auf diversen Veranstaltungen und Auftritten anstatt in Laufschuhen Gas. Ein einschneidendes Erlebnis im zarten Alter von 24 Jahren legte den Grundstein für sein Umdenken: „Nach einem 4-tägigen Festival, bei dem wir uns vorwiegend von Gegrilltem, Alkohol und Nikotin ernährten, rebellierte mein Körper. Daraufhin begann ich von heute auf morgen zu laufen. Leider habe ich keine exakten Aufzeichnungen mehr, aber ich denke, dass ich 24 Monate durchgehend jeden Tag meine Laufschuhe schnürte.“ Seither hat Meex sein Leben dem Laufsport verschrieben – neben Full-Time-Job und Familie wohl gemerkt.

Beim Laufen genießt Meex Reich die Einsamkeit in der Natur – vor allem auch in den Loferer Steinbergen© sportalpen.com

Beim Laufen genießt Meex Reich die Einsamkeit in der Natur – vor allem auch in den Loferer Steinbergen.

The sky is the limit: Draufloslaufen und abschalten

Es sind die Ruhe und das Einswerden mit der Natur, welche Meex‘ Begeisterung für das Trailrunning ausmachen. Dabei bekommt das Sprichwort „Der Berg ruft“ bei dem leidenschaftlichen Sportler eine ganz spezielle Bedeutung, wie er seine Faszination in Worte fasst: „Ich liebe die Ungebundenheit. Oft laufe ich einfach drauf los, ohne einen konkreten Plan zu haben, wo es hingehen soll. Wie sagt man so schön: Das einzige Limit ist man selbst.“

Vollblut-Sportler durch und durch

Neben dem Laufen stehen noch eine Menge anderer Sportarten auf Meex‘ Trainingsplan: Von Bergsteigen und Klettern über Paragleiten bis hin zu Skitouren und Yoga. „Ich stelle mich sportlich möglichst breit auf, um auch im Alter von 70 oder 80 Jahren noch fit und agil zu sein“, so Meex Reich. Disziplin sowie eine eiserne Trainingsroutine spielen im Leben des zweifachen Familienvaters eine große Rolle. So nutzt der Software-Entwickler nicht selten seine Mittagspause, um seinen täglichen Einheiten nachzukommen. „Am Zeitmanagement hat es bei mir zum Glück nie gescheitert“, schmunzelt er und macht deutlich, welch großes Engagement er aufbringt, um alles unter einen Hut zu bekommen: „Es ist aber auch schon vorgekommen, dass ich mein Intervalltraining um Mitternacht auf der beleuchteten Dorfstraße absolviert habe.“

Trailrunning im PillerseeTal© sportalpen.com

Die Lieblingslaufstrecken des „Nuaracherers“ starten direkt vor seiner Haustüre.

Ein 100 Kilometer-Lauf hat es immer in sich

Angefangen im „klassischen Asphalt-Marathon-Bereich“ nimmt der PillerseeTaler inzwischen an ein bis zwei Ultratrail-Wettkämpfen – also an Bergläufen, bei denen es um die 100 Kilometer zu bewältigen gilt – pro Jahr teil. Auf die Frage, wie man es schafft, sich bei Distanzen, bei denen die Bestzeit bei über 24 Stunden liegt, die Kraft einzuteilen, antwortet Meex: „Bei solch langen Läufen fängt der Körper naturgemäß an zu rebellieren. Es geht dabei größtenteils um die mentale Willenskraft und das Durchhaltevermögen. Man macht einfach weiter.“ Meex trickst in solchen Situationen seinen eigenen Körper aus: „Hat man es bereits einmal geschafft, weiß der Kopf, dass es geht. Das muss man sich immer wieder in Erinnerung rufen. Nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch. So ist man im Stande, viel mehr zu leisten, als man glaubt.“

Trailrunning Eldorado PillerseeTal© sportalpen.com

Durchhaltevermögen und Willensstärke helfen Meex bei Ultra-Läufen über 100 Kilometer einen „kühlen Kopf“ zu bewahren.

Trailrunning-Eldorado PillerseeTal

Mit dem PillerseeTal hat der Athlet ein wahres Trailrunning-Paradies vor seiner Haustüre. Zu Meex‘ absoluten Lieblingsstrecken gehört – wie könnte es auch anders sein – der Nuaracher Höhenweg, welcher in seinem Heimatort, St. Ulrich am Pillersee, seinen Anfang nimmt. Neben den landschaftlichen Reizen und den einzigartigen Aussichten, welche die anspruchsvolle Strecke über sechs bis sieben Gipfel bietet, schätzt Meex in erster Linie auch die Einsamkeit auf den Loferer Steinbergen: „Dort oben genießt man die absolute Ruhe. Es gibt Tage, an denen man kaum jemanden begegnet.“


KAT 100: Österreichs längster Ultratrail im PillerseeTal
Und noch ein anderes Highlight erwartet den Vollblut-Sportler in seiner Heimat: Österreichs längster Ultratrail, der KAT100 Miles. Nachdem ihm bei der ersten Auflage im Jahr 2019 ein kleines Missgeschick passiert ist (Zitat Meex: „Eigentlich total peinlich, dass ich mich ausgerechnet beim Heimrennen verlaufe.“) und ihm eine erneute Teilnahme im letzten Jahr aufgrund von Corona verwehrt wurde, steht der KAT100 nun ganz groß auf der To-Do-Liste für das Jahr 2021. „Die unglaubliche Möglichkeit, einen Ultratrail vor heimischer Kulisse zu bestreiten, möchte ich mir keinesfalls entgehen lassen. Außerdem habe ich mit dem KAT100 noch eine Rechnung offen“, stellt Meex klar. Wenn das nicht nach einer Kampfansage klingt!

KAT100 Miles© Andi Frank

Jakobskreuz, Wildseeloder, Kitzbüheler Horn: Auf sieben Distanzen unterschiedlicher Schwierigkeitsgrade gilt es beim KAT100 die schönsten und fordernsten Gipfel der Kitzbüheler Alpen zu überwinden.

Weitere Informationen zum KAT100 2021 findet ihr HIER!

7 Tipps für Trailrunning-Anfänger

Du möchtest mit dem Trailrunning beginnen? Unser Experte hat uns zum Abschluss sieben hilfreiche Ratschläge für alle, die mit dem Laufen abseits breiter Forst- und Wanderwegen Neuland betreten, mit auf den Weg gegeben:

Trailrunning© sportalpen.com

Wer mit dem Trailrunning anfangen möchte, sollte sich Tipps von erfahrenen Läufern zu Herzen nehmen.

Tipps vom Profi

  • Klein starten: Wer am Beginn seiner Trailrunning-Karriere steht, sollte klein anfangen. Meex empfiehlt, die ersten Versuche auf weniger anspruchsvollen Waldwegen in der Ebene zu unternehmen und erst mit steigender Sicherheit den Schritt in die Vertikale zu wagen.
  • Vorbereiten ist die halbe Miete: Wie so oft, kommt es auch beim Trailrunning auf die richtige Vorbereitung an. Passt meine Fitness zu der ausgewählten Distanz? Wie soll sich das Wetter im Laufe des Tages verändern? Welche spezielle Ausrüstung brauche ich? Habe ich genügend Flüssigkeit und Proviant dabei? All diese Fragen gilt es vor Aufbruch zu klären
  • Gefahren erkennen: Die größte Gefahr beim Trailrunning ist man selbst. Bereits eine kurze Unkonzentriertheit reicht, um einen Sturz zu verursachen. Deshalb sollte man den Untergrund immer gut auf Wurzeln oder andere Unebenheiten scannen. Zudem: Wenn man sich bergab unsicher fühlt – lieber hinunter GEHEN, als zu viel riskieren.
  • Auf sich selber fokussieren: Außerdem gibt Meex den Tipp, sich nicht zu sehr von anderen beeinflussen zu lassen. Das Wichtigste ist, sich stets vor Augen zu führen, warum und für wen man den Sport betreibt – nämlich für sich selbst. Anstatt anderen auf Facebook, Instagram und Co. nachzueifern, sollte der eigene Körper und die individuelle Leistungsfähigkeit im Mittelpunkt stehen.
  • Breit aufstellen: Auch in Sachen Training hat der Trailrunning-Profi einen guten Rat für Einsteiger: Um den Körper ganzheitlich zu stabilisieren und die Feinmotorik zu stärken, übt er eine Bandbreite an alternativen Sportarten aus. Von Klettern über Skitouren bis hin zu Paragleiten und Yoga gibt es nur wenige Disziplinen, die Meex nicht aktiv praktiziert.
  • Ausgewogene Ernährung: Von ausgiebigen Nudelpartys oder Energy-Gels hält der Experte nicht viel. Vor und während eines Bewerbs setzt Meex auf „natürliche“ Energie-Booster wie Trockenfrüchte, Haferflockenbrei mit Nüssen oder selbstgemachte Energiebällchen. Essenziell ist, dass man dem Körper nicht erst bei auftretendem Hungergefühl, sondern stetig Nahrung zuführt.
  • Trailrunning-Camps besuchen: Zu guter Letzt können sich Anfänger im Rahmen von Trailrunning-Camps auf ihre ersten Läufe im Gelände vorbereiten. Professionelle Trainer führen in die richtige Lauftechnik ein, geben gewinnbringende Tipps und Tricks rund um Equipment, Ernährung & Co. und schauen den Newcomer bei gemeinsamen Touren genau auf die Füße.

Ihr könnt es kaum erwarten, selbst loszustarten? Eine Übersicht über die beliebtesten Laufstrecken im PillerseeTal findet ihr auf der Website des Tourismusverbandes.

Linda

Linda

Als waschechte Tirolerin liebe ich alles, was unser wundervolles Fleckchen Erde so besonders macht: Die atemberaubende Bergwelt, die einzigartigen Traditionen und all die spannenden Geschichten, die sich dahinter verbergen. Darüber zu schreiben zählt zu meinen großen Leidenschaften. Besonders in den Bann ziehen mich „bärige“ Geschichten aus dem PillerseeTal. Mehr Details

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