Kameramann Martin Hautz im Interview

Und Action!

Ob Sportler oder Schneeleoparden – Martin Hautz aus Fieberbrunn ist immer auf der Suche nach Bildern, die sich ins kollektive Gedächtnis einbrennen. Im Interview spricht der Spätberufene über seine Begeisterung für den Film und gewährt Einblicke in das Leben eines professionellen Kameramanns.

Der Kameramann Martin Hautz aus dem PillerseeTal arbeitet auf hohem Niveau und ist trotzdem auf dem Boden geblieben. Immer sucht er nach den besten Bildern, dabei arbeitet der charismatische Überflieger mit charmantem Understatement: Von sich selbst sagt Martin Hautz, er habe „nur einen Hauptschulabschluss“, obwohl er auch eine Ausbildung am renommierten SAE Institut in Wien genoss. Seine Zurückhaltung kommt nicht nur bei Sportlergrößen wie Tennisstar Dominic Thiem gut an, sondern auch im Kollegenkreis: Hautz‘ Produktionsfirma BILDMATERIAL in Fieberbrunn hat mittlerweile drei Mitarbeiter. Aufgewachsen ist Martin in Kirchdorf, der Liebe wegen ist er nach Fieberbrunn gezogen. Eine familiäre Verbindung ins PillerseeTal bestand schon vorher: Seine Mutter stammt von einem Fieberbrunner Bauernhof.

Mit Gespür und Glück gelingen Martin Hautz Aufnahmen, die den alles entscheidenden Moment ausmachen.© Bildmaterial Contentproduktion

Mit Gespür und Glück gelingen Martin Hautz Aufnahmen, die den alles entscheidenden Moment ausmachen.

12 Fragen an Martin Hautz

Wir haben den Kameramann aus dem PillerseeTal zum Interview gebeten und ihm 12 spannende Fragen gestellt:

1) Wieso hast du deine Liebe zum Film erst so spät entdeckt?

Ich habe Ofensetzer gelernt und war lange Zeit im Baustoffhandel tätig, da ist die Ausbildung zum Kameramann nicht der nächste logische Schritt. Eigentlich ist meine Frau schuld: Sie hat mir vor vielen Jahren eine Handkamera zu Weihnachten geschenkt, damit hat alles angefangen.

2) Wie hast du dich vom Hobby-Filmer zum Profi-Kameramann entwickelt?

Am Anfang war das Ganze eine „One-Man-Show“ – ich habe alles selbst gemacht, gefilmt und geschnitten. Meine Tage haben um 7 Uhr morgens begonnen und erst um 2 Uhr nachts geendet. Ich bin ein Workaholic, war ich immer.

3) Du hast drei Töchter. Wie konntest du Beruf und Familie vereinbaren?

Alles, was meine Kinder ernährt, mache ich. Diese Haltung war mir immer ein Ansporn. Im Jahr 2009 habe ich mich selbstständig gemacht. Wie die Familie wächst und gedeiht, so ist auch die Firma immer größer geworden. Mittlerweile habe ich eine Top-Mannschaft aus vielen freien und drei festen Mitarbeitern.

4) Siehst du dich als Künstler oder als Handwerker?

Definitiv als Handwerker! Meine Aufträge nenne ich nach wie vor „Baustellen“, so wie früher. Der Job als Kameramann wird noch immer nicht als solcher gesehen, dabei ist es eine Dienstleistung wie jede andere und keine „Liebhaberei“. Trotzdem liebe ich meinen Job, auch weil ich so viel herumkomme.

Martin Hautz ist sowohl für Natur-Dokumentationen als auch bei Live-Übertragungen von Sportevents im Einsatz.© Bildmaterial Contentproduktion

Martin Hautz ist sowohl für Natur-Dokumentationen als auch bei Live-Übertragungen von Sportevents im Einsatz.

5) Welche Stationen hast du hinter dir?

Ich war in Athen und in Australien, in Island und Jerusalem, sogar in Afrika. Als ich in Lesotho war, da tippte mir jemand auf die Schulter: „Move! You are standing in the king’s way!“ Es stand wirklich der König von Lesotho hinter mir.

6) Kommst du gerne heim ins PillerseeTal?

Ich bin viel unterwegs und muss sagen: Nirgendwo auf der Welt ist es so schön wie daheim! Das PillerseeTal hat wirklich eine selten schöne Landschaft, das merke ich besonders, wenn ich hier in den Bergen filme. Im Grunde ist es schade, dass man im Alltag so wenig darauf achtet.

7) Was würdest du gerne noch machen?

Ich träume davon, einen „Wild Life“ Film zu drehen. Man gräbt sich den ganzen Tag im Schnee ein, um einem Schneeleoparden aufzulauern. Das braucht Zeit! Drei Stunden für 30 Sekunden Material. Am Ende liefert man nur die allerbesten Bilder.

8) Wie bekommt man ein perfektes Bild?

Mit G’spiar (Gespür) und Glück! Durch die jahrelange Erfahrung weiß man, wo man die Kamera hinhalten muss. Man muss zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein, dann heißt es abwarten: Nur mit Glück schafft man den „shot of the day“, der in Erinnerung bleibt.

Dank jahrelanger Erfahrung weiß Martin Hautz genau, wie er mit seiner Kamera hantieren muss, um die besten Bilder einzufangen© Bildmaterial Contentproduktion

Dank jahrelanger Erfahrung weiß Martin Hautz genau, wie er mit seiner Kamera hantieren muss, um die besten Bilder einzufangen.

9) Im Sport geht es um Schnelligkeit und in der Natur um Langsamkeit. Richtig?

Man arbeitet quasi in entgegengesetzte Richtungen: In der Natur machen wir oft Zeitrafferaufnahmen, um die Veränderungen in der Landschaft – das Ziehen der Wolken, den Wechsel der Jahreszeiten – sichtbar zu machen. Im Sport brauchen wir die Zeitlupe: Durch die Verlangsamung kann der Zuschauer ganz genau hinschauen und den alles entscheidenden Augenblick wahrnehmen.

10) Was ist in deiner Zusammenarbeit mit Tennisstar Dominic Thiem wichtig?

Man muss seinen Job gut machen, das ist die Voraussetzung. Und dann geht es oft um Zurückhaltung: Wir sind die Kameraleute und müssen uns nicht mit jedem anfreunden. Dominic ist einer der reichsten Sportler Österreichs, aber das merkt man ihm nicht an – er ist ein feiner Bub, das habe ich selbst erlebt, als wir ihn für die große Dokumentation mit ServusTV-Redakteur Max Foidl begleitet haben.

Jede Menge Spaß vor und hinter den Kulissen: Sogar den österreichischen Tennisstar Dominic Thiem hatte Martin Hautz schon vor seiner Linse

Jede Menge Spaß vor und hinter den Kulissen: Sogar den österreichischen Tennisstar Dominic Thiem hatte Martin Hautz schon vor seiner Linse

11) Wie unterscheiden sich Live-Jobs und die Arbeit an Dokumentationen?

Als Live-Kameramann arbeitest du mit Kopfhörern. Da kann es schon vorkommen, dass dir der Regisseur ins Ohr brüllt: „Halt drauf!“ Es ist eine eher technische Arbeit. Für Dokumentationen geht man selbst mit offenen Augen herum. Man sucht die Bilder aus und arbeitet kreativer.

12) Bist du auch als Chef zurückhaltend?

Da sollten wir meine Mitarbeiter fragen (lacht). Ich sehe mich nicht als Vater, nicht als Chef. Ich bin 40 und fühle mich noch immer, als sei das der Anfang von allem. Was ich weiß, ist, dass die menschliche Komponente wichtiger ist als die wirtschaftliche. Wir verbringen einen großen Teil unserer Lebenszeit mit Arbeit – also sollten wir eine Gaudi dabei haben!

„Ich bin 40 und fühle mich noch immer, als sei das der Anfang von allem.“ – Kameramann Martin Hautz

Das 1x1 des Bilder-Bauens

Seine Aufträge bezeichnet er als „Baustellen“, seinem Unternehmen gibt er den Namen Bildmaterial: Martin Hautz verleugnet seine Vergangenheit nicht – in jungen Jahren hat er ein Handwerk erlernt, später war er im Baustoffhandel tätig. Noch heute sieht er sich als Handwerker, obwohl seine Arbeit neben Können auch sehr viel Kreativität verlangt. Wie also „baut“ man die besten Bilder? Wir haben beim Experten nachgefragt:


  • Goldener Schnitt: Das bewegte Bild ist meistens horizontal ausgerichtet. Teilt man die Fläche mit einem Raster in neun Rechtecke, sollten die wichtigsten Bildinhalte auf diesen Linien liegen.
  • Geometrische Bildgestaltung: Aufsteigende Diagonalen versprechen Dynamik und Spannung, sie halten den Blick länger im Bild. Absteigende Diagonalen vermitteln Ruhe und wirken weniger spannungsvoll.
  • Tiefenwirkung: Auch im Film wird zwischen Vorder-, Mittel- und Hintergrund unterschieden. Damit eine Aufnahme nicht flach, sondern dreidimensional wirkt, sollten alle drei Ebenen besetzt werden.

Das PillerseeTal in Bewegtbild

Im Auftrag des Tourismusverbandes PillerseeTal hat Martin Hautz mit einem Kollegen aus Südafrika die atemberaubende PillerseeTaler Berglandschaft für die Ewigkeit festgehalten. Dieses spektakuläre Timelapse-Video möchten wir euch nicht vorenthalten:

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