Lama your life am Ruhepol Tirol

Der Name ist Programm. Dort wo fast kein Auto fährt, der Moosbach rauscht und die Bauern fleißig ihre Wiesen mähen, bevor der nächste Regen kommt. Dort ist der Ruhepol Tirols. Entstanden bei der Schönauer Hütte, am Ortsrand von Breitenbach in der Schönau. Und dort wohnen auch Lamas und Alpakas, die im Winter das Herz der Langläufer und im Sommer das der Spaziergänger erfreuen.

In dem Augenblick, wo ich parke, äugen sie bereits neugierig über den Zaun des Tiergeheges. Wer kommt denn da? Was bringt sie mit? Mir fällt sofort auf, dass die Lamas neugierige Tiere sind, die auch gleich mit mir Kontakt aufnehmen. Kurz danach empfängt uns die Lama-Mama, wie sie sich selbst gerne nennt. Petra Paur-Luchner ist Bergwanderführerin und ehemalige Krankenschwester und hat sich hier gemeinsam mit ihrem Mann Willi einen Traum erfüllt. Heute steht am Ruhepol Tirol, wo man in der Selbstversorgerhütte auch Urlaub machen kann, eine Familienwanderung auf dem Programm.

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Familie Paur-Luchner mit ihren tierischen Lieblingen

Vorbereitung ist das halbe Wandern

Gutes Schuhwerk und Wanderbekleidung, Sonnen- und Regenschutz sowie eine kleine Jause sind als Ausrüstung gefordert. Das Wetter ist herrlich und der Hausberg Plessen streckt uns sein Haupt entgegen. Vorerst gehen wir in den Unterstand, wo die Tiere für die Wanderung gehalftert werden. Petra erzählt uns so einiges über ihre Tiere. Dass sie genügsam sind, nur Heu und Gras fressen und dass jeder von ihnen einen eigenen Charakter hat. Schon, wenn sie anfängt zu reden, spürt man ihre große Tierliebe. Lächelnd erzählt sie uns von Dalai lama, der seinem Namen nicht gerecht wird, weil er eigentlich eher nervös und schüchtern ist. Ein bisschen Meditation würde ihm nicht schaden, meint sie. Ursprünglich hieß er „Andi“, als er noch beim Züchter in Südtirol wohnte, aber Dalai lama klingt einfach gut und die Leute müssen immer lachen, wenn sie seinen Namen hören. Und Lachen ist gesund. Ebenso wie Bewegung. „Bewegung schadet nur demjenigen, der sie nicht macht“ meint Petra und erzählt auch noch ein bisschen von ihrem zweiten Steckenpferd „gesunde Ernährung“, das sie im Rahmen von Kräuterworkshops und Gesundheitsberatungen hier ebenfalls umsetzt.

Nach einer kurzen Anleitung zum richtigen Führen der Tiere, bekommt jeder „sein“ Tier. Das heißt, das Tier sucht sich seinen Menschen, in dem es ihn beschnuppert oder irgendwie Kontakt mit ihm aufnimmt oder der Mensch fühlt sich von der Beschreibung des Tiers angesprochen. Kinder dürfen erst ab zehn Jahren selbständig führen, weil es manchmal vorkommen kann, dass ein Lama erschrickt und einen großen Satz zur Seite macht.

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Haarige Lieblinge

Dalai lama ist der Chef beim Trekking und führt als Leithengst die Herde an. Im Tiergehege ist er eher ein Underdog, der meistens von den anderen vom Futtertrog vertrieben wird. Dann gibt es da auch noch Bueno, der das Herz aller Kinder im Sturm erobert, weil er für einen Lamahengst relativ klein ist und so gerne schmust. Sprich, er beugt seinen Kopf zu den Kindern oder Erwachsenen und es kann schon mal vorkommen, dass er am Kinn knabbert, was bei den meisten Menschen helle Freude hervorruft. Die Lama-Mama nennt ihn deshalb auch Kinder-Bueno, weil er zum Anknabbern süß ist. Am Ruhepol Tirol gibt es nur Hengste und Wallache, die für das Trekking am besten geeignet sind. Weibliche Tiere würden nur Unruhe in die Herde bringen und sind eher für die Zucht bestimmt. Die Pflege der Tiere ist über das Jahr verteilt, auch aufwändig. Das Fell der Tiere wird einmal pro Jahr geschoren und für Bettdecken und Strickgarn verwendet. Der Lamakot ist besonders wertvoll als Naturdünger und wird ebenfalls verwertet und gegen eine kleine Spende kiloweise abgegeben. So ergibt sich eine landwirtschaftliche Nutzung der Hobbytiere und ein natürlicher Kreislauf.

Dreistündiges Tiererlebnis mit Bonusmaterial

Nach insgesamt drei Stunden sind wir müde, aber glücklich. Wir haben viel erfahren von den ursprünglichen Andenbewohnern, die in ihrer Heimat als Lastentiere fungieren. Das Wandern hat Spaß gemacht und ist viel mehr als nur Bewegung. Man merkt es, sobald man losgegangen ist. Weil man mit Lamas nicht wirklich schnell gehen kann, sich auf die Tiere einlassen muss, bremst es einen sofort runter und man kann die Alltagssorgen hinter sich lassen. Stattdessen richtet man seine Aufmerksamkeit auf die bezaubernde Landschaft und die Tiere und vergisst die Zeit. Das ist Entschleunigung pur.

Hungrig wird man trotzdem und wie immer, schmeckt die Jause nach der Bewegung doppelt gut. Gerastet haben wird heute bei einem Spielplatz, wo die Kinder schaukeln und die Tiere weiden können. Der Weg führt durch einen Wald und schützt uns vor der Mittagshitze. Die Route wird an das Wetter und die Kondition der TeilnehmerInnen angepasst und führt ganz oft auch in Richtung Schneerosental/Angerberg. Wir dürfen Fragen stellen, Selfies machen und die Tiere streicheln und beobachten. Ein hautnahes Tiererlebnis, das irgendwann leider zu Ende geht und schweren Herzens verabschieden wir uns von den vier Lamas und drei Alpakas die nach der Rückkehr noch eine Belohnung in Form von Graspellets bekommen. Gut möglich, dass wir uns wiedersehen.

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Tipp: Im Aktiv Programm der Ferienregion Hohe Salve findet ihr die geführte Wanderung mit Lamas und Alpakas. Diese findet in der Sommer- und Wintersaison wöchentlich am Dienstag statt. Euren Platz bei der Wanderung könnt ihr ganz einfach online reservieren. Hier geht´s direkt zur Wanderung.

Christina

Christina

Heimat. Heimat ist für mich die frische Bergluft, die saftigen Gräser, die wohlduftenden Blumen und die kalten, schneereichen Winter. Bei Schlecht-, wie auch Schönwetter. Ich liebe meine Heimat - einfach bärig! Mehr Details

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