Die Kraft der Bäume

Waldbaden im PillerseeTal

Wir schließen die Augen und atmen den intensiven Duft tief in die Brust ein. Über uns zwitschern die Vögel, das Laub am Boden raschelt unter unseren Füßen. Die Augenlieder heben sich und wir sind gefesselt von der Schönheit des Waldes. Junge, alte und uralte Stämme ragen majestätisch in die Höhe. Das Licht der Sonne tanzt auf den Blättern, während ein Eichhörnchen geschickt von Ast zu Ast hüpft. Wie ein Teppich breitet sich das herrlich weiche Moos vor uns aus, hie und da sprießt ein Pilz aus dem Boden. Wer durch einen Wald spaziert, spürt es instinktiv: Es ist ein magischer Ort, der nicht nur unserer Seele schmeichelt, sondern auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat. Das ist kein Hokuspokus, vielmehr ist es Realität, die bereits von zahlreichen Studien belegt werden konnte. Welchen faszinierenden Einfluss die Wälder auf uns Menschen haben, wissen die Japaner schon seit Jahrhunderten. Deswegen zählen Waldbesuche dort sogar zur Gesundheitsvorsorge. Auch hierzulande wächst die Bedeutung von „Shinrin-yoku“, das übersetzt soviel wie „Waldbaden“ bedeutet. Dessen ist sich auch Lisa Flatscher bewusst, die in diesem Bereich eine Ausbildung absolviert hat. Die Pillerseetalerin bietet Naturbegeisterten und Ruhesuchenden ein Walderlebnis im PillerseeTal, das sich für Familien mit Kindern gleichermaßen eignet wie für Freunde oder Vereine und Unternehmen.

Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung des Waldes auf unseren Körper© Marion Pichler

Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung des Waldes auf unseren Körper

Einmal Ruhepause, bitte!

Lisa Flatscher empfängt uns beim Parkplatz des Alpengasthofes Oberweissbach in Waidring. Wir folgen einer Forststraße, die uns leicht bergauf führt und plaudern über dieses und jenes. Unser Guide macht uns schmunzelnd darauf aufmerksam, dass wir die letzten Minuten zum „Ausschnattern“ nutzen sollen, denn im Wald werden wir die Königsdisziplin – das Stillsein – trainieren. Es dauert nicht lange, bis es uns ganz von alleine die Sprache verschlägt, denn wir erreichen die kleine Rechensaukapelle, bei der alljährlich gut besuchte Maiandachten stattfinden. Von hier aus hat man einen traumhaften Blick auf die schroffen Formationen der Steinberge.

Lisa Flatscher entführt die Besucherinnen und Besucher in die Welt der Bäume© ofp Kommunikation

Lisa Flatscher entführt die Besucherinnen und Besucher in die Welt der Bäume

Die Waldgarderobe

Neben der Kapelle befindet sich der Eingang zum Wald. Die Bäume formen dort eine Art Tor, hinter der sich eine magische Welt zu verbergen mag. Bevor wir eintreten, schalten wir das Handy aus und folgen Lisas Anweisung: „Das hier ist eine Waldgarderobe. Sucht euch einen Baum aus, legt die Hand auf den Stamm und gebt alles ab, was ihr in den nächsten Stunden nicht gebrauchen könnt.“ Damit meint sie natürlich keine Jacken und Mäntel, sondern Gedanken, wie etwa unbeantwortete E-Mails, Sorgen und Alltagsaufgaben. Mit freiem Kopf wandern wir los. Langsam, denn nur so können wir die kleinen Wunder der Natur wahrnehmen.

Medizin der Bäume

Je tiefer wir in den Wald gehen, desto besser wird die Luft. Während wir bewusst einatmen, erklärt uns Lisa, dass hier bis zu 90 Prozent weniger Staubteilchen vorzufinden sind als beispielsweise in einer Stadt. Das ist noch lange nicht der einzige positive Effekt, von dem unser Körper und Geist inmitten der Bäume profitiert. Schon im Jahr 1984 belegte eine Studie im Wissenschaftsmagazin „Science“, dass allein der Anblick der Wälder eine messbare Wirkung zeigt. Patienten, die nach einer Operation aus dem Krankenhausfenster ins Grüne schauten, wurden schneller gesund als jene, die nur auf eine Hausmauer blickten. „Während Nadelwälder unser Immunsystem stärken, wirkt sich ein Laubwald positiv auf unser Nervensystem aus“, erklärt uns Lisa, während sie am Boden Ausschau nach Heilpflanzen hält. Auch davon gibt es hier jede Menge. Wer sich mit dieser Thematik beschäftigt, findet viele Blätter, Wurzeln und Kräuter, die man zuhause zum Beispiel in Form eines Tees gegen Erkältungen, Magenschmerzen und allerlei andere Wehwehchen verwenden kann.

waldbaden-in-waidring© ofp Kommunikation

Während Nadelwälder unser Immunsystem stärken, wirkt sich ein Laubwald positiv auf unser Nervensystem aus.

10 gute Gründe für einen Waldspaziergang

  • Im Wald werden Stresshormone abgebaut.
  • Die Welt der Bäume ist die ideale Umgebung, um Gedanken freien Lauf zu lassen und Platz für neue Ideen zu schaffen
  • Ein Spaziergang im Wald stärkt unser Immunsystem.
  • Terpene, sekundäre Pflanzenstoffe sowie ätherische Öle aus Nadeln oder Rinde wirken sich positiv auf die Abwehrkräfte aus.
  • Im Wald sinkt der Blutdruck, weshalb der Aufenthalt in der grünen Oase gut für das Herz-Kreislauf-System ist.
  • Das Verweilen im Dickicht kurbelt die Gehirnleistung an.
  • Im Wald werden die Lungen gereinigt.
  • Studien haben ergeben, dass Pflanzenstoffe und eine bunte Mischung aus anderen gesundheitsfördernden Substanzen im Wald gegen Krebszellen wirken.
  • Wirbelsäule, Knie und Hüfte freuen sich, denn der weiche Waldboden schont die Gelenke.
  • Regelmäßige Spaziergänge im Wald verbessern die Schlafqualität.

Wood-Wide-Web

Man könnte Bäumen die Erfindung des Internets in die Schuhe – besser – in die Wurzeln schieben. Denn sie kommunizieren über Düfte, Pilze und Wurzeln miteinander. Das funktioniert tatsächlich wie ein „Wood-Wide-Web“. Bäume schließen sich zu einem Netzwerk zusammen und tauschen Informationen – besser gesagt Stoffe – aus, wenn sie unter Stress stehen und andere Bäume warnen möchten. Spezielle Bodenpilze erhalten für ihren „Kommunikationsjob“ die Zuckerlösung aus der Fotosynthese der Bäume. Wenn junge Bäume in einem ganz dichten Wald stehen, bekommen sie kein Licht und würden normalerweise absterben. Sind sie aber mit den großen Bäumen vernetzt, bekommen sie Zucker über diese Pilze und können weiterwachsen.

Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung des Waldes auf unseren Körper.© Marion Pichler

Zahlreiche Studien belegen die positive Wirkung des Waldes auf unseren Körper.

Pssst! Leise wie ein Fuchs.

Nach einiger Zeit verlassen wir den Forstweg und biegen ab in die „Pillerseetaler Wildnis“. Querfeldein gibt es jede Menge zu entdecken, wie einen großen Ameisenhaufen, der unsere Blicke auf sich zieht. Auf uns mag er chaotisch wirken, doch in Wahrheit stehen wir vor einem meisterhaften Bauwerk, in dem alles nach einem großen Plan verläuft. Zahllose Gänge führen zu tieferliegenden Kammern, in denen Eier abgelegt, Junge aufgezogen und Vorräte gesammelt werden. Bis zu zwei Millionen Tiere leben in einem Haufen und haben allesamt konkrete Aufgaben. Es gibt beispielsweise Wächterinnen und sogar Ameisen, die sauber machen. Nachdem wir dieses rege Treiben für eine Weile beobachtet haben, setzen wir unser „Waldbad“ fort. Es ist gar nicht so leicht, sich einen Weg durch die Sträucher zu bahnen und das Gleichgewicht zu halten, während wir über die Wurzeln steigen. Lisas Aufgabe macht dieses Unterfangen nicht einfacher: Wir sollen versuchen, den restlichen Weg bis zur Forststraße so still wie möglich – am besten geräuschlos – zu meistern. Dieses Vorhaben erscheint schier unmöglich. Kaum zu glauben, wie leise sich Füchse und Rehe in ihrem Zuhause fortbewegen können. „Uns Menschen scheint diese Gabe wohl nicht in die Wiege gelegt worden zu sein“, schmunzelt Lisa, während sie sich gemütlich an einen Stamm lehnt.

Ein Waldbad für Jedermann und -frau

Je nachdem, mit wem sie ihre Tour unternimmt, baut Lisa unterschiedliche Spiele und Aufgaben in dieses Naturerlebnis ein. So kommen sowohl Familien mit kleinen Kindern als auch Unternehmen bei Team-Buildings voll auf ihre Kosten. „Gerade für Gruppen sind die Besuche in der Welt der Bäume unglaublich verbindend und stärkend“, weiß sie aus Erfahrung. Auch wenn das Programm immer wieder auf die individuellen Bedürfnisse angepasst wird, beinhaltet es auch Bestandteile, die immer gleichbleiben: Der Fokus auf das „Sein“ und das bewusste Wahrnehmen der Natur holt die Waldbesucher ins Hier und Jetzt zurück. In kürzester Zeit wird der Kopf frei, man spürt sich selbst und tut Körper und Geist etwas Gutes.

Waldbaden - spüre die Kraft des Waldes© Marion Pichler

Waldbaden spüre die Kraft des Waldes

Waldbaden mit Lisa Flatscher

• Dauer: ca. 1,5 Stunden
• Preis: ab € 19,-/Person

Treffpunkt: Parkplatz Gasthof Oberweißbach in Waidring

• Equipment: Freizeitbekleidung für den Wald
Kontakt: Lisa Flatscher, Tel.: +43 664 73496270
• Alle COVID-19 Bestimmungen werden im bei der Tour eingehalten

Die Termine findest du auf der Website der Tourismusregion PillerseeTal.

Lisa Huber

Lisa Huber

Kennen Sie den sogenannten oho-Effekt? Ich spüre ihn immer, wenn ich im PillerseeTal auf Entdeckungsreise gehe. Von den Kraftplätzen der Natur über die besonderen Menschen bis hin zu den sportlichen Herausforderungen ist die Region voller Geschichten, die darauf warten, geschrieben zu werden. Mehr Details

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schauberger johann

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liebe frau lisa .deinen ausführungen über wald und bäume kann voll zustimmen.ich komme aus einer uralten jäger und förster familie und habe als kind oft in einer selbst gebauten laubhütte laue sommernächte verbracht.der ganze schulfrust war am morgen immer wie weggeblasen.auch als erwachsener ,wenn ich ärger hatte habe ich mich öfter auf einer waldlichtung ins moos gelegt und immer haben sich meine nerven nach kurzer zeit beruhigt.danke für deinen bericht. hans

johann schauberger

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liebe frau lisa.ich habe ja schon erzählt woher ich komme und dass mir im wald nichts fremd ist.auch das was er uns schenkt.zum beispiel das koiderpech,fichtenhonig,zirbenprotuckte und vieles mehr.das koiderpech war lange unser kaugummi und viel gesünder als das chemische zeugs.fichtenhonig ist immer noch das nonplusultra bei verkülung der atemwege.und nomen et nomen ein schluck zirbengeist kann auch körper und seele wieder aufrichten.es lebe der wald und deine geschichten .hans

Maria Mettermann

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Ich habe den Wald und die Bäume auch schon immer als erholsam empfunden. Das möchte ich auch für mein Ableben und habe mich deswegen mal mit einem Naturfriedhof auseinandergesetzt. Das klingt auf jeden Fall vielversprechend.

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